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Da saß ein Mensch den ganzen Tag in einem Häuschen, hat Hochhäuser und Mauern aus Beton gesehen, ein paar Bäumchen, irgendwo den Himmel. Vielleicht saß der da mit Thermoskanne und Wurststullen und hat geguckt, seinen Gedanken und Tagträumen nachgehangen. Er wartete wie Gerhardt Hauptmanns Bahnwärter Thiel. Der betätigte seine Schranke, wenn sich ein Zug ankündigte. Unser Mensch öffnete das Tor für Lastwagen, die das Centrum-Warenhaus belieferten, dann kam wieder das Warten. Um diesen Stillstand der Person ist die Bewegung der Stadt und der Waren, die andauernd in diese Stadt geliefert werden. In dieser gedehnten Zeit des Abwartens rauschen die Bilder durchs Hirn, das Kopfkino rattert.
Das Kino als solches wurde gleichzeitig mit den Warenhäusern erfolgreich. Sie verbindet Wachstum und ihr Stellenwert für Kultur und Handel, die Kulturindustrie selbst im 20. Jahrhundert. Onlinehandel und Streaming haben Konsummuster verändert. Der Warentransfer bleibt, wie selten zuvor global vernetzt. Unser Mensch im Häuschen ist den Veränderungen der zeit gewichen, denen politischer Systeme und technologischen Veränderungen. Sein Pförtner-Pavillon steht still da. Vielleicht hatte der Pförtner Filme im Kopf, Roadmovies, in denen Lastwagenfahrer Asphaltcowboys und Könige der Autobahnen waren. In den späten 1970er Jahren, als das Centrum-Warenhaus eröffnete hatten die Highway-Könige auch ihre große Zeit in den Kinos.
Aus den Fenstern des Pförtnerhäuschens heraus sieht man auf einer LKW-Plane gedruckt einen Bildessay, in dem Fabian Reimann das erste Warenhaus der Welt, Truckerfilmen, außerirdische, Kampfrobotern, Zombies und mehr zusammenkommen lässt.
CNTRM WRNHS ist ein Projekt von Christoph Zwiener